Anna Zassimova ist eine Pianistin, wie sie heute nur selten anzutreffen ist. Man könnte sich gut vorstellen, dass sie aus einer Erzählung des 19. Jahrhundert entsprungen ist. Ihr Klavierspiel prägt leidenschaftliche Intensität, große Geschmeidigkeit und innere Spannung, die sie mit einem unvergleichlichen Wissen und einfühlenden Verständnis der Werke verbindet. Niemals geht es ihr um vordergründige Prahlerei, obwohl die Interpretationen durchaus unvermittelt zu fesseln wissen, und alle dargestellten Emotionen – und mein Gott, davon gibt es reichlich – sind von der Art, wie sie nicht vorgetäuscht, sondern nur echt durchlebt werden können.
Seit ihrem sechsten Lebensjahr erhielt die Pianistin ihre Ausbildung am weltbekannten Gnessin-Institut in Moskau. Während der Vorbereitung auf ihren ersten Abschluss (im Fach Klavier bei Wladimir Tropp) machte sie die traumatische Erfahrung des Zusammenbruchs der Sowjetunion. In dieser Zeit kam sie durch persönliche Umstände von Russland nach Deutschland, wo sie – unterstützt durch ein Stipendium des DAAD – die Möglichkeit zum Studium an der Hochschule für Musik Karlsruhe (bei Michael Uhde und Markus Stange) erhielt. Heute unterrichtet sie selbst an der Musikhochschule.
Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat Anna Zassimova sowohl als Solistin wie auch als Kammermusikerin das Publikum bei unzähligen Festivals und bedeutenden Konzerthäusern in ihren Bann gezogen. Die Einspielungen ihrer Solo-CDs mit romantischen und post-romantischen Werken bei cpo erfuhren weltweit große Beachtung. In ihnen setzt Anna Zassimova einen Schwerpunkt auf Chopin, ihre große „nicht-russische“ Liebe, sowie Schumann, Brahms und die russischen Komponisten des Fin de siécle. Ihr Album Vergessene Weisen und dessen Fortsetzung Sonata Reminiscenza mit verschwundener romantischer und moderner russischer Musik und Gefühlswelten von Medtner, Catoire, Skrjabin, Roslavets und Wyschnegradsky gelten weithin als ihre besten Aufnahmen. Diese ist ebenso auf Aufnahmen mit Kammermusik von Tanejew und Catoire zu hören, erschienen bei cpo. Das neue Chopin-Album, aufgenommen für BIS, erscheint am 2. Juni 2023.
Unter den Interpreten ihrer Generation fällt Anna Zassimova dank ihrer ausgewogenen, breit aufgestellten Ausbildung auf. So absolvierte sie zusätzlich zum Klavierstudium einen Abschluss in Musikwissenschaft (ihre Monografie über Georgy Catoire, einen Komponisten vom Anfang des 20. Jahrhunderts, sorgte für neues Interesse an seiner Person) sowie in Kunstgeschichte. In Zusammenarbeit mit zahlreichen Galerien und Veranstaltern entwickelte sie Programme, die Bildende Kunst und Musik zusammenführten, was auch den Austausch mit dem Publikum über die gezeigten und gespielten Werke einschloss. Anna Zassimova ist darüber hinaus selbst eine ambitionierte Malerin, wobei ihrer Miniaturen mit Erinnerungen an ihre russische Heimat bereits das Interesse von mehreren Sammlern geweckt haben.
Doch es ist im Klavierspiel, das sich in der Tat als eine physische Erweiterung der Künstlerin selbst verstehen lässt, wo all die verschiedenen Leidenschaften und Reflexionen zusammentreffen. Und wie! Es gibt viele große Pianisten in unserer Zeit. Anna Zassimova ist eine echte Künstlerin.
Adam Donen
Termine
Event Information:
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Fri05Oct20188:00 pmStiftskirche (Kirchplatz 1, Vreden)
Vreden (NL) - FREI & STRENG: Musik zwischen Serialität und Aleatorik
FREI & STRENG
Musik zwischen Serialität und Aleatorik
Works by Karlheinz Stockhausen, John Cage, Volker Blumenthaler, Gottfried Michael Koenig, Roman Haubenstock-Ramati and Achim BornhöftWith Ensemble Phorminx
Pressespiegel – Auswahl
BR-Klassik – CD-Tipp: Sonata Reminiscenza
FAZ Lieder sind einfach total veraltet
Klassik.com Redend, dem Licht entgegen (Chopin, Frédéric – Klavierwerke)
Das Orchester Georges Catoire. Seine Musik, sein Leben, seine Ausstrahlung
Fanfare Taneyev Quintet
Classical CD – Taneyev Piano Quintet Quartet and Trio Zassimova
Klavier.de – Redend, dem Licht entgegen
BR Online – Chopin auf dem Érard-Flügel
Pianist Magazin – Legends from the Boehmian forest
Video
Deutschlandfunk: Zassimovas Debütkonzert beim Klavierfestival Ruhr 2017
Anna Zassimova Konzertaufzeichnungen und Studioaufnahmen
2003 - 2021
Alben
Fryderyk Chopin
“Anna Zassimova spielt nicht Chopin, sie erweckt ihn zum Leben. Zugegebenermaßen eine etwas romantische Vorstellung, aber das ist es, was Zassimovas Spiel hervorruft. Ihr Chopin ist einer ohne Zugeständnisse, mit all den Leidenschaften, Gefühlen von Nostalgie und Sehnsucht, Freude, Lebenslust und dann Zweifel. Ihr Schwung und ihr Einfühlungsvermögen werden von einer fabelhaften Technik, einer farbigen, abwechslungsreichen Leichtigkeit unterstützt.” – LUISTER, NL
Georges Catoire. String Quartet Op. 23, Piano Quintet Op. 28
“Every new CD by The Utrecht String Quartet contains a musical discovery. In Anna Zassimova, members of the USQ found a like-minded musician, whose recent book about the composer as well as her recordings of Catoire’s works created a renewed interest in the composer. This collaboration resulted in a valuable musical document that gives the listener a good idea of a particularly vivid music with a distinct character of its own.” – LUISTER, September 2023, NL
Clara Wieck, Brahms, Liszt, Schumann & Godowsky: Fantasiebilder aus Wien
„Die deutsch-russische Pianistin vermag es einmal mehr, selbst aus bestens Bekanntem Poesie Perlen zu lassen… Petrarca-Sonett und Consolations von Liszt bestechen genauso mit einer hellhörigen Agogik und fein ausnuancierendem Anschlag wie die Romanzen der Schumanns oder die Intermezzi von Brahms. Zassimova lässt sich Zeit, gewährt stille Freiräume. Das öffnet die Ohren.“ – Piano News
Antonín Dvorák „Legenden“ Op. 59, "Aus dem Böhmerwalde“ Op. 68
„Die grün schimmernden Irrlichter eines Sommerspaziergangs, die schwere Melancholie eines dunklen, feuchten Herbstmorgens: es wird hier Musik. Und das Duo Zassimova-Sirodeau erfasst diese dichte Atmosphäre künstlerisch und pianistisch ganz wunderbar. Es schillert und singt, man will dabei sein, wenn dieses Duo spielt. Und man will mit ihnen aufbrechen in die Natur.“ – Pianist Magazin
Sonata Reminiscenza
„Mit ihrer ausdrucksstarken Phrasierung und ihrem vielfarbigen Klavierklang lässt sie schon die besondere Expressivität des späteren Skrjabin-Stils aufglühen. Fazit: Anna Zassimovas “Sonata Reminiscenza”-Album ist, sowohl in puncto Werkauswahl als auch was die mitreißende Interpretation betrifft, rundum empfehlenswert.” – BR Klassik
Vergessene Weisen
„Es ist betörend, mit welch geradezu schlafwandlerischer Sicherheit und großer psychologischer Tiefe sich Anna Zassimova in die komplexen Ausdruckswelten dieser russischen Klavierkleinodien hinein versetzt. Ihr Spiel vereint Eruptivität und zartes Schweben. Überzeugend auch ihr nie pauschaler, sondern immer subtil zurückhaltender Einsatz des Pedals, durch den die bei aller Klangsinnlichkeit fein gewebte Polyphonie dieser Musik transparent aufleuchtet.“ – BR Klassik
Chopin - Late Works
„Every pianist plays Chopin at one time or the other as a rite of passage, but few have illuminated his sensibility as well as Richter, Lipatti, Rubinstein, Horowitz, Ashkenazy (especially in his earliest recordings) and most recently, Perahia and Kissin… Anna Zassimova is all about flow… a new force to be reckoned with. You’ll hear her gift instantly. She plays with a velvety, cushioned sound punctuated by crisp attacks in the main line, creating a dreamlike ambiance.“ – American Record Guide
Catoire - Works for Violin and Piano
„Doch bei Breuninger und Zassimowa treten viel mehr Details hervor, unterschiedliche Stimmungen werden viel stärker betont. Zumal in lyrischen Abschnitten haben sie oft die Nase vorn. Andererseits fassen auch sie Katuars Musik nicht gerade mit Fingerspitzen an, sondern lösen ihren expressiven Anspruch voll ein.“ – Klavier.de
Tanejew - Piano Chamber Music
„I’ve admired Zassimova and Breuninger for some time, but I was unaware they, and their compatriots here, had put in much time together on these difficult, extremely rewarding works. It’s clear they have, however, and that the studio recording environment does nothing to dampen the spontaneity of their music-making.“ – Classical Music Reviews
Brahms - Declaration of Love
„A deeply intelligent interpretation vacillating between vicious passions and intimate contemplation.” – Das Ensemble magazine
Chopin - Mélodies polonaises Op. 74
„Anna Zassimova, a passionate pianist of Chopin, has a touch that is capable of elucidating all the pleasure to be found in these melodies, and shows a flexibility of play indispensable to their interpretation… played with virtuoso content, the piano Érard, an instrument pampered by the composer himself, takes the place of a true confidant, to reveal the happiest feelings as to deliver the darkest emotions.” – Res Musica
Georgy Catoire, Revived Masterpieces
„I’ve admired Zassimova and Breuninger for some time, but I was unaware they, and their compatriots here, had put in much time together on these difficult, extremely rewarding works. It’s clear they have, however, and that the studio recording environment does nothing to dampen the spontaneity of their music-making.“ – PLATZHALTER
Chopin - The Erard Recordings
„Dass die Einspielung dennoch aus der Vielzahl vergleichbarer Aufnahmen – zum Teil haushoch – herausragt, hat seinen Grund vor allem in der ebenso nuancenreichen wie konturenscharfen Lesart der Pianistin Anna Zassimova, die sich einmal mehr als exzellente Pianistin erweist.” – klassik.com
Catoire - Works for Voice and Piano
„Überaus erlesen ist das Album mit Gedichten für Singstimme und Klavier von Georges Catoire […]. Kenntnis, Kunst und Liebe hört man auch jetzt ihrem Spiel an. Sie definiert und beschwört am Klavier jeweils die Grundstimmung der Gedichte: Da rascheln […] die Weidenzweige im zweiten Gedicht nach Waldimir Solowjow op. 33, und man kann den Baum fast riechen.“ – FAZ
Georges Catoire
Die Wiederentdeckung des russisch-französischen Komponisten Georges Catoire setzt man eindeutig in Verbindung mit ihrem Namen. Mit dem Buch über Catoires Leben und Werk (Verlag Ernst Kuhn, Berlin 2011) sowie mit ihren Aufnahmen (Hänßler, cpo, Antes) eröffnete sie einen völlig neuen Blick auf diesen Wegbereiter der russischen Moderne.
2017 in Hamburg entstand die Catoire Musikinitiative.
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